Die letzten Tage in Laos haben wir auf dem Bolavenplateau verbracht, den dort angebauten feinsten laotischen Kaffee getrunken und zur Abwechslung nach den vielen Höhlenbesichtigungen ein paar Wasserfälle angeguckt, wirklich spektakulär, hier links auf dem Foto stehen wir kurz vor dem Abgrund, gegenüber der Zwillingswasserfall Tad Fan, und müssen uns gegenseitig festhalten... (also vor allem Csongor mich, wenn man hier ins Rutschen kommt, hat man keine Chance mehr).
Noch beeindruckender war der Nam Katamtok, zu dem wir 50 km über eine Staubstraße fahren mussten, entsprechend verdreckt sahen wir dann auch aus.
Nach fast vier Wochen Laos haben wir ein bisschen die Nase voll von diesem Land, der scheppernden laotischen Musik mit immer dem gleichen Rhythmus und immer den gleichen Melodien, die aus irgendwelchen Lautsprechern bis tief in die Nacht ganze Ortschaften beschallt, gefolgt von morgens um halb 7 beginnenden Nachrichtenansagen in der gleichen Lautstärke, von unzähligen rücksichtslosen Touristen, die sich hier benehmen, als wären sie die Könige, sich einen Dreck darum scheren, was es in Laos für Sitten gibt und meinen, das, was sie von sich geben, sei so interessant, dass man auch noch in 100 m Entfernung jedes Wort verstehen müsse, wir haben die Nase voll von der Tuk-Tuk-Mafia, die einen nur abzocken will, von überteuerten Preisen für miserable Zimmer, nur weil alle Reiseführer schreiben, hier sei alles so entspannt und Scharen von Touristen anreisen, von jedem Busfahrer, der in seinem Bus ein kleiner König ist.
Und eigentlich kann einem Laos sehr leid tun: von der Geschichte derart gebeutelt, nach 300 Jahren eines relativ stabilen laotischen Königreichs hat zuerst Thailand fast ganz Laos besetzt, dann kamen die Franzosen und als 1954 mit der Genfer Konferenz das laotische Königreich begründet wurde, waren die Pathet Lao, die kommunistische Bewegung, schon ziemlich stark geworden, sodass die USA die Beschlüsse der Genfer Konferenz nie anerkannten. Sie unterstützen die laotisch königliche Armee und als die Kommunisten immer stärker wurden, haben sie einfach den Geldhahn zugedreht. Im Vietnam Krieg haben die USA unglaublich viele Bomben abgeworfen und auch Bodenkämpfe hier geführt um den Ho-Chi-Minh-Pfad zu zerstören, über den Nordvietnam Nachschub in den Süden zur Unterstützung ihrer Verbündeten, der Nationalen Befreiungsfront. Und nach Kriegsende 1973 konnte das Königreich nicht lange bestehen, die Kommunisten kamen an die Macht, brachen mit tief verwurzelten laotischen Traditionen, sie schafften die Monarchie ab und enthoben den Buddhismus aus seinem Status einer Staatsreligion. Die Wirtschaft liegt brach, der Mekong, dieser riesige Fluss, der durch ganz Laos fließt, bietet wegen der Wasserfälle im Süden keinen schiffbaren Zugang zum Meer, die vielen Wälder sind schon großenteils abgeholzt und an China verkauft, die chinesische Mafia fährt die dicken Autos... und immer noch sind die alten Kommunisten an der Macht, die sich untereinander das Geld zuschieben. Kein Wunder, dass wir bei vielen der Menschen hier das Gefühl hatten, dass sie keinen Bock auf uns haben. Aber wir haben auch wirklich freundliche Menschen getroffen, die noch nicht vom Tourismus und den reichen Falangs verdorben sind, und wir haben vor allem großartige Landschaften gesehen.
Von Attapue, einer entspannten Stadt, in der wir 2 Tage verbracht haben, weil wir auf die Gültigkeit unseres Vietnamvisums warten mussten, haben wir nichts groß unternommen und eigentlich wegen Durchfall die Nähe zu unserer Zimmertoilette gesucht... Mit einer vietnamesischen Firma sind wir über den Grenzübergang Bo Y nach Ngoc Hoi gefahren und haben uns über den Preis von 40.000 KIP anstatt der im Reiseführer angekündigten 90.000 KIP sehr gefreut, der Fahrer war ein Traum und die Grenzformalitäten liefen problemlos. In Ngoc Hoi (Vietnam) kam auch gleich der nächste Bus vorbei, Ziel: Hanoi (von dort, wo wir waren, sind es bis dahin ungefähr 900 km), die Bus-crew hat uns praktisch in den Bus hineinmanövriert, keine Weißen, aber alle sehr freundlich und sehr neugierig, uns wurde versichert, dass sie über unser Ziel Hoi An (ca. 250 km) fahren und ein Haufen Geld dafür abgeknöpft (500.000 Dong = 20 Euro). Dafür haben wir aber auf halber Strecke mit allen umsonst Mittag gegessen. Wir lagen eigentlich gut in der Zeit, aber auch dieser Bus fuhr langsam und über viele viele Berge, das Wetter wurde immer schlechter, Wolken zogen auf und alles war düster und wir waren uns nicht mehr sicher, dass wir heute noch irgendwo, schon gar nicht in Hoi An ankommen würden... Csongors Laune stieg auch immer mehr ob der neugierigen, nicht im geringsten kontaktscheuen, schmatzenden Vietnamesen:)
Letztendlich ist der Bus natürlich nicht über Hoi An gefahren, sondern hat uns am Stadtrand von Da Nang, dass ist ca. 60 km nördlich von Hoi An an einer Tankstelle rausgeschmissen, ich konnte der Crew wenigsten 5 Euro zurück abschwatzen und sie haben für uns ein Motorradtaxi organisiert, was uns für je 4 Euro dann mit halber Stunde Fahrt nach Hoi An gebracht hat. Hoi An liegt südlich vom Wolkenpass, dem Gebirgszug, der Vietnam geographisch in Nord und Süd teilt und hier ist das Wetter noch einigermaßen warm und weniger Regen als nördlich vom Wolkenpass. Hoi An wurde im Krieg nicht zerbombt und hat eine wunderschön erhaltene Altstadt am Fluss, enge Gassen, die nachts mit Seidenschirmlampen in heimeliges Licht getaucht werden, tolle Restaurants und Kneipen, in den frisch gebrautes Bier, das Bia Hoi nur 15 Cent pro Glas kostet! Hier haben wir 3 Nächte verbracht und ich hab mir schöne Sachen für wenig Geld schneidern lassen:)
Von Hoi An ging´s weiter nach Hué, der alten Kaiserstadt, das liegt schon nördlich vom Wolkenpass und tatsächlich hat es hier auch die ganze Zeit geregnet... wir waren hier erst mal nur 5 Stunden und sind abends weiter nach Hanoi gefahren, auf dem Rückweg in den Süden würden wir noch mal hier Halt machen, an diesem Tag hatten wir auch einigermaßen Glück, da es nur genieselt hat und wir dadurch gut die alte Kaiserstadt und Zitadelle angucken konnten.
Weiter mit dem Nachtbus nach Hanoi, Verkehrschaos pur, in der Altstadt kann man keine Sekunde entspannt einen Fuß vor den anderen setzen, von allen Seiten Mopeds, Mopeds, Mopeds, ein Gehupe und über den Bürgersteig fahren sie auch. Außerdem war´s arschkalt, tagsüber 14, nachts so an die 10 Grad und sie haben keine Heizung, zumindest nicht in den Unterkünften, wo wir absteigen, dort sind meistens die Fenster auch nicht dicht und so war es ein einziges Gefriere aber auch eine sehr interessante Stadt. Und der Grund, warum wir hierher gekommen sind, war: Halong Bay, dorthin haben wir für 3 Tage, 2 Nächte, 42 Dollar, eine Tour gebucht und sind am nächsten Tag aufgebrochen.
Der Preis ist wirklich niedrig, trotzdem kann man auch dafür erwarten, dass man bekommt, was einem versprochen wurde... zuerst sind wir mit 2 Stunden Verspätung auf das Boot und hatten damit viel weniger Zeit, durch die geile Landschaft zu schippern, aber die ist wirklich atemberaubend, traumhaft, einzigartig, wunderschön und durch die Wolken und Nebel lag über allem so ein mystischer Hauch, dass man sich gut die Legende zur Entstehung der Halong Bucht vorstellen konnte: Drachen aus dem Himmel haben Edelsteine und Perlen auf die Erde gespuckt, die sich in Tausende kleine Inseln verwandelten, um den Vietnamesen zu helfen, angreifende Schiffe aus dem Norden abzuwehren. Die angreifenden Schiffe zerschellten an den Felsen und die Drachen haben sich in ihre geschaffene Welt verliebt, sodaß sie dort blieben und nicht in den Himmel zurückkehrten...
Ja das kann man gut verstehen.
Wir wurden dann mit dem Boot nach Cat Ba Island gefahren, mussten hier wieder eine halbe Stunde auf den Bus warten, der uns zum Quartier brachte, nicht das im Prospekt angekündigte und das Personal so unglaublich aggressiv und unfreundlich. Nächster Tag Trekking, der war wirklich toll, im Nationalpark, ziemlich steil nach oben zu einem wunderschönen Aussichtpunkt, die Aussicht ein wenig durch die Wolken getrübt, danach durchgeschwitzt wieder eine Stunde auf den Bus warten, später wieder mit dem Bus zum Boot, die zweite Nacht haben wir auf dem Boot geschlafen, eine Stunde warten auf das Boot, aber das netteste war eigentlich, dass sie uns spät abends, 23.30, wir haben mit 2 Schweizern getrunken und Karten gespielt, aber waren wirklich nicht laut, einfach ohne Vorankündigung den Strom abgestellt haben, kein Licht mehr, auch nicht in den Kabinen... Abzocke pur, dauernd wollten sie auch die Pässe einbehalten und waren unglaublich unfreundlich.
Aber die Landschaft hat natürlich alles wieder wett gemacht, ein bisschen wärmer hätte es noch sein können.
Zurück eine Nacht in Hanoi, wir hatten uns schon Zugtickets für den nächsten Tag besorgt und wollten nach Dong Hoi Richtung Süden, von dort kann man eine tolle Höhle besuchen und außerdem Touren in die DMZ machen, die Demilitarisierte Zone, das am stärksten umkämpfte Gebiet während des Vietnamkrieges, je 5 km nördlich und südlich des Ben Hai – Flusses, der nach dem 2. Weltkrieg Nord- und Südvietnam trennte. Am Bahnhof haben wir sicher dreimal den Namen Dong Hoi gesagt und waren uns auch sicher, dass die Tante am Schalter auch Dong Hoi gesagt hatte... auf unserem Ticket stand allerdings Lao Cai, was uns nicht weiter wunderte, da laut Reiseführer viele Orte mehrere Namen haben und umbenannt wurden usw. Also sind wir früh morgens um 06.10 Uhr mit dem Zug losgefahren, unendlich kalt, wir haben natürlich die billigsten Plätze auf Holzbänken genommen und den beschissensten Wagon erwischt: die Milchglasfenster waren hier schon so vergilbt, dass man draußen gar nichts mehr sehen konnte (der Grund warum mir mit dem Zug fuhren...) und dadurch haben viele die Fenster aufgerissen und die Kälte war schier unerträglich. Mit Schlafsack und allem was wir so zum Anziehen hatten war es dann einigermaßen erträglich und wir konnten sogar noch bisschen schlafen. Nach 3,5 Stunden ist Csongor ein bisschen durch den Zug gelaufen (planmäßige Fahrzeit bis zum Ziel: 10 Stunden), dort hingen auch Fahrpläne aus und sagt danach zu mir, dass es komisch ist, auf den Fahrplänen steht keine einzige Stadt, durch die wir eigentlich durchfahren müssten, ich: nicht dass wir in den Norden fahren?! Ein Blick in die Karte: Lao Cai, Ziel auf unserer Fahrkarte und unseres Zuges liegt an der Grenze zu CHINA!!! Hier fährt man hin, wenn man Sapa in den Bergen besuchen will... nachdem uns die Schaffner und wir uns selbst ordentlich ausgelacht haben, sind wir in der middle of nowhere aus dem Zug gestiegen, nicht die ersehnten paar Grad wärmer, nein noch kälter, Reisfelder, grau in grau. Sofort umringt von einer Schar Vietnamesen, die uns weiß machen wollen, hier gibt´s keinen Xe buýt (Bus) nach Hanoi zurück, wir müssten Taxi nehmen, haha (der nächste Zug zurückf uhr erst in 6 Stunden), na ja, dann konnten wir sie gut runterhandeln und wurden mit dem Mototaxi in die nächste Stadt gebracht, Bus nach Hanoi kommt in einer halben Stunde. Er kam auch tatsächlich: draußen dran stand ein Schild: Saigon! Wir fragen nach Hanoi und werden in den Bus gewunken, fragen, ob der Bus nach Saigon fährt und uns dann nach Dong Hoi, unserem ursprünglichen Ziel, bringen kann, und: ja! Und sogar super korrekter Preis, 8 Euro pro Person für 700 km. Um 11.15 sind wir in den Bus gestiegen, der ist dann erst mal bis zum nächsten Dorf gefahren und hat Pakete eingeladen, wir dachten Pinkelpause und wurden ins Haus gewunken, das war die Familie vom Busfahrer und dann mussten wir erst mal Tee trinken und unsere Familienverhältnisse erklären, mit Händen und Füssen, niemand sprach dort englisch.
Der Busfahrer hat noch Mittag gegessen und nachdem wir zweimal die Einladung abgelehnt haben konnte ich beim nächsten Gang zur Toilette an der Küche vorbei diese nicht mehr ausschlagen: so haben wir mit der Familie leckerstes vietnamesisches Essen gegessen, mussten verdammt viel Schnaps trinken, nach dem Essen wieder Tee und Csongor musste auch Wasserpfeife rauchen und warten bis der Bus fährt. Der nimmt zum einen Passagiere mit, fungiert aber hauptsächlich als LKW und Postbus, Pakete, Briefe, Säcke wurden noch angenommen bis es dann endlich um 14 Uhr auf große Fahrt ging. Da der Bus und die Leute so angenehm waren, und wir mitten in der Nacht in Dong Hoi angekommen wären, haben wir uns entschlossen, gleich weiter bis nach Hué zu fahren, von dort aus hatten wir ein Flugticket für den 28.01. nach Saigon und von Hué konnte man auch Touren in die DMZ machen. So sind wir ca. 24 Stunden mit diesem Bus gefahren, da so wenig Leute waren, hatte jeder nachts eine ganz Reihe für sich zum Schlafen, und das war einfach unser bestes Erlebnis in Vietnam, abseits aller Touristenpfade. Dem falschen Zug sei Dank!!!
In Hué hat´s natürlich die ganze Zeit geregnet und wir haben uns nur noch auf 30 Grad in Saigon gefreut. Die DMZ-Tour hat nicht viel gebracht, außer die Besichtigung eines Tunnelsystems, in dem sich die Vietnamesen vor den Amerikanern versteckt haben und dort 4 Jahre lang auf engstem Raum gelebt haben. das war sehr beeindruckend, ansonsten sind wir eigentlich nur stundenlang mit dem Bus gefahren und haben alte Kriegsschauplätze mit schlecht und äußerst spärlich ausgestatteten Museen besichtigt. Aber unsere Tourmitglieder waren ganz schön krass: als der Guide (eine Frau) im Bus ein bisschen die historischen Ereignisse schilderte und erwähnte, dass die Amerikaner auch Zivilisten getötet haben, fing eine vietnamesische Gruppe unglaublich aggressiv mit dem Guide an zu streiten und die Emotionen kochten hoch... wir haben nicht viel verstanden, aber das waren wohl Vietnamesen aus Amerika, die nach dem Krieg aus Südvietnam vor den Kommunisten fliehen mussten. Am schlimmsten war ein Schweizer, der doch tatsächlich dem Guide weiß machen wollte, die Amerikaner hätten nur sehr wenige Zivilisten getötet und auch das auch nur aus Versehen, scheiße, wie kann der bei mehr Bomben, als im gesamten 2. Weltkrieg abgeworfen wurden, Napalmbomben und dem flächendeckenden Einsatz von Agent Orange (Dioxin) angesichts 3 Millionen Opfern, davon 2 Millionen Zivilisten, so etwas behaupten?! Na klar haben die Kommunisten auch einen Haufen Menschen umgebracht und diese Aufarbeitung fehlt absolut in diesem Land, aber die Kommunisten sind ja auch noch an der Macht. Naja, das war also unser Erlebnis an diesen Kriegsschauplätzen und hat einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Insbesondere auch nach Besuch des Kriegsreliktmuseums in Saigon, das erschütternd die Schrecken des Krieges dokumentiert und auch Haftbedingungen und Foltermethoden politischer Gefangener zeigt, die denen eines Konzentrationslagers gleichen.
Trotzdem, angesichts auch dieser schrecklichen Geschichte Vietnams, ist die Stimmung, sind die Menschen hier ganz anders als in Laos: voller Dynamik, 60 oder 70 % der Menschen sind unter 30, zukunftsorientiert, alles ist im Aufschwung und die Leute sind, auch wenn sie oft nur Dein Geld haben wollen, ausgesprochen freundlich und so wahnsinnig neugierig, auch wenn sie nicht Dein Geld haben wollen, sind sie immer interessiert an Dir, wer Du bist und so weiter, auf eine ungemein positive Art...
Von Hué sind wir dann nach Saigon, Ho-Chi-Minh-Stadt, geflogen, konnten endlich all unsere warmen Sachen ausziehen, tagsüber 30, nachts 20 Grad, haben 2 Tage bei Bekannten von Csongor gewohnt, die in Saigon leben, und jetzt sind wir schon in Kambodscha, morgen: endlich an den STRAND!!!
Weiterer Bericht folgt...
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